Ein noch gar nicht so altes Naturschutzgebiet, welches mit seinem Artenreichtum und einer besonderen geografischen Lage einen wichtigen Rückzugsort für Flora und Fauna bildet.
Die Ortschaften Wewelsburg und Ahden liegen am Westrand der Paderborner Hochfläche im Bürener Stadtgebiet.
Der Fluss Alme bildet die Grundlage
Die Alme ist ein ca. 60 km langer Fluss, dessen Quelle im Hochsauerlandkreis im Norden der Briloner Höhen liegt. Der Kalkstein der Briloner Hochfläche ist stark zerklüftet. Man spricht hier auch von Verkarstung. Oberirdische Fließgewässer versickern dadurch in den Klüften und fließen unterirdisch weiter. Im Briloner Dorf Alme (320 m ü. NN) tritt dieses Wasser in Form von Überlaufquellen wieder an die Oberfläche und bildet so die Quelle der Alme.
Auf ihrem Weg Richtung Norden fließt sie vom Ort Alme in das Bürener Land durch Harth-Ringelstein, Siddinghausen, Weine, Büren, Brenken, Ahden und Wewelsburg. Danach passiert sie Niederntudorf welches zum Salzkottener Stadtgebiet gehört. Weiter nach Alfen und Borchen um dann im Paderborner Stadtgebiet über Wewer, Paderborn, Elsen und letztlich Schloss Neuhaus in der Lippe zu münden.
Auf ihrem Weg wird sie durch Zuflüsse der Nette, Gosse, Afte, Altenau und dem Harlebach gespeist.
Dennoch fällt sie auf Grund von Schwalglöchern (fachlich Porone genannt, welche durch die Verkarstung des Kalksteinuntergrunds entstanden sind) im Bereich zwischen Brenken und Niederntudorf im Sommer oftmals trocken. Das in den Schwalglöchern versickernde Wasser taucht zum Teil in Geseke wieder auf und speist die Quellen der Heder in Salzkotten-Upsprunge. Letzteres wurde bei Untersuchung 2003 nochmals wissenschaftlich untersucht und bestätigt. Da ein verschließen der Schwalglöcher dazu führte, dass die Quellen der Heder auffällig weniger Wasser führten.
Hier kann man schon leicht erkennen, wie sensibel das Gleichgewicht der Natur ist und wie groß die Auswirkungen durch menschlichen Eingriff sind.
Durch den Ursprung im Karstgestein ist das Wasser der Alme alkalisch und somit optimaler Lebensraum für Kleinstlebewesen. Dieses bilden die Nahrungsgrundlage für Bachforelle, Regenbogenforelle, Äsche, Aland, Döbel, Rotauge, Schleie, Aal, Elritze, Stichling, Schmerle, Gründling, Groppe und Zwergwels, welche alle in der Alme ihren Lebensraum gefunden haben.
Weite Teile des Ufers sind mit Weiden bepflanzt, welche die Böschung befestigen und Lebensraum für viele verschiedene Vogelarten bilden.
Das die Ortschaften entlang der Alme angesiedelt sind zeigt, dass es auch für den Menschen von jeher Überlebenswichtig ist, Zugang zu sauberen Wasser zu haben.
Das Naturschutzgebiet Almehänge
Das Naturschutzgebiet der Almehänge bei Wewelsburg und Ahden, mit einer Fläche von 19 ha, ist auf 5 Teilflächen aufgeteilt. Es handelt sich hierbei um meist südlich ausgerichtete Prallhänge.
An vielen der teilweise extrem steilen Hänge, tritt der Kalkstein des Untergrundes zu Tage. Durch wetterbedingte Erosion entstehen so, durch ausbrechende Steine, Schutt- und Geröllhalden.
Durch die südliche Ausrichtung haben sich artenreiche, wärmeliebende Wälder und Gebüsche auf den flachgründigen Hangflächen angesiedelt.
Wie überall in Mitteleuropa ist hier vorwiegend die Rotbuche präsent. Allerdings kann sie an diesem extremen Standort nicht die üblichen, kühlen Buchenwälder ausbilden. So kann sich eine gut ausgebildete Strauch- und Krautschicht entwickeln, welche zusammen mit der stärkeren Besonnung zu einem wesentlich höheren Artenreichtum führt.
Typische Baumarten sind Stieleiche und Hainbuche. Daneben kommen Berg-, Spitz- und Feldahorn, sowie Esche und Sommerlinde vor. Die Krautschicht wird überwiegend von Frühjahrsgeophyten wie Lerchensporn, Schlüsselblume, Buschwindröschen, gelbe Anemone und Waldmeister bewachsen.
Blauroter Steinsame – eine Seltenheit fühlt sich an der Alme wohl
Besonders an den südlich exponierten Hängen in Wewelsburg, direkt unterhalt der Burg, kommt der sehr seltene blaurote Steinsame vor. Eine krautige Pflanze aus der Familie der Raublattgewächse.
Früher wurde diese Pflanze bei Blasen- und Nierenleiden eingesetzt. Doch sind ihre Verwandten – der Beinwell und das Lungenkraut, welche ebenfalls hier vorkommen – in der Wirkung stärker. Aus der Antike sind Überlieferungen bekannt, wo der blaurote Steinsame zur Empfängnisverhütung eingesetzt wurde. Eine Hormonbeeinflussende Wirkung ist bereits nachgewiesen. Vielleicht steckt in dieser Pflanze aber noch mehr und kann in Zukunft zur Therapie schwerer Erkrankungen beihelfen. Hierzu muss die Wissenschaft diese Pflanze aber erst einmal weitergehend untersuchen. Was natürlich nur geht, wenn ihr Lebensraum erhalten bleibt. Da der blaurote Steinsame eine wirklich seltene Pflanze ist, sollte man auf eine Entnahme verzichten!
Lebensraum Kreidekalkfelsen
Der Braunstielige Streifenfarn und die Mauerraute sind typische Vegetationformen, die man an den Almehänge vorfindet.
Die überstehenden Felsen mit Schotterfluren und Blockschuttbereichen sind heutzutage generell seltene Lebensräume, da diese durch Flurbereinigungen und Bebauungen kaum noch natürlich vorkommen. Im Bereich der Almehänge wird dieser Lebensraum noch durch die Süd- und Südwestexposition begünstigt und schafft so optimale Bedingungen für wärmeliebende Arten.
Durch das enge Zusammenspiel aus Almetal am Fuße der Hänge und Wäldern und landwirtschaftlich genutzte Flächen oberhalb, hat sich hier ein besonderer Artenreichtum entwickeln können.
Wald- und Gehölzgesellschaften bilden zusammen mit den seltenen Felsformationen einen wichtigen Trittstein im überregionalen Biotopsverbundsystem.
Zudem ist die Pflege und Bewirtschaftung darauf beschränkt, dass der Schwerpunkt auf Erhaltung und Weiterentwicklung dieses fast einzigartigen Naturschutzgebietes liegt. Daher findet sich hier auch stehendes und liegendes Totholz als weiterer Lebensraum für verschiedenste Arten.
Früher war alles besser – oder auch nicht!
Nicht jeder scheint sich bewusst zu sein, welchen Schatz der Natur man da vor sich hat. Und so werden immer wieder Stimmen laut, die sich einen besseren Ausblick vom Bergsporn auf das Tal und die dazu angeblich notwendige Entfernung der Bäume und Büsche wünschen. Einige fordern gar die komplette Entwaldung.
In der Nachkriegszeit zwischen 1950 bis 1965 waren die Hänge an der Alme tatsächlich so gut wie entwaldet, was vielen wohl noch aus Kindheitstagen in Erinnerung ist und mit einer Zeit der Unbesorgtheit und Leichtigkeit verbunden wird. Auch Kupferstiche und Aquarelle aus dem 17. und 19. Jahrhundert zeigen die Hänge mit nur wenig Bewuchs. Betrachtet man diese Momentaufnahmen aber einmal genauer und bringt sie in den historischen Kontext, wird schnell klar, dass dieser Zustand nicht natürlichen Ursprungs ist, sondern stets von Menschenhand herbeigeführt wurde.
Der Kupferstich von ca. 1650 zeigt fast kahle Hänge. Hier ist jedoch historisch belegt, dass durch das Anwachsen der Bevölkerung immer mehr Land benötigt wurde. Wälder wurden gerodet, der Holzbedarf stieg enorm an. So dass kurz vor Beginn des Dreißigjährigen Krieges Deutschland fast komplett entwaldet war.
Unter natürlichen Umständen wären Deutschlands Landflächen fast vollständig mit Wald überzogen. Heute sind es noch – oder besser wieder – gut 30 %. Dies ist im Wesentlichen auf direkte, menschliche Aktivitäten zurückzuführen.
Das Bild von 1872 zeigt vordergründig das idyllische Westfalen. Betrachtet man die Burg im Hintergrund und den großen Riss der im Nordturm klafft, kommen erste Zweifel auf. Sicherlich war die Säkularisierung ein zu großen Veränderungen führender Einschnitt. Doch zeigt die Beschädigung des Nordturms die Schäden welche durch einen Blitzschlag 1815 den Nordturm ausbrennen ließ. Ein Rest der Burg wurde damals nur noch als Pfarrwohnung genutzt. Hinzu kamen Klimaveränderungen wie die kleine Eiszeit, der Gletscherhochstand 1848 oder das Jahr ohne Sommer 1817. Dies alles führte dazu, dass Holz mehr gebraucht wurde denn je, um gegen die Kälte anzukommen und zu überleben.
Hieraus resultierte letztendlich die Entscheidung, dass Holz ein wichtiger Rohstoff ist, der nachhaltig bewirtschaftet werden muss.
Doch auch nach dem zweiten Weltkrieg war Holz, wie fast jeder Rohstoff, knapp. Daher zeigt das Bild, auch nur eine Momentaufnahme einer Zeit, in der der Mensch weder auf die Natur noch auf sich selbst Rücksicht genommen hat.
Dieses Naturerlebnis auch für kommende Generationen – mit all seiner kulturellen und natürlichen Vielfalt und Besonderheit – zu bewahren ist Ziel der Interessengemeinschaft „Naturerlebnis Wewelsburger Almetal“. Hierzu gehört auch durch bewährte und innovative Ideen und Projekte ein Naherholungsgebiet in eine nachhaltige und positive Zukunft zu führen. Dies ist für uns nicht nur ein Ehrenamt, sondern eine persönliche Verpflichtung. Jeder der ebenfalls diesen Ansporn sieht und fühlt, ist herzlich eingeladen an unseren Projekten teilzunehmen und sich mit eigenen Ideen und Projekten einzubringen.
Quellen: http://www.kreis-paderborn.de/kreis_paderborn/geoportal/naturschutzgebiete/seiten/almehaenge-bei-ahden-und-wewelsburg/beschreibung.php?catID=939801939801 https://de.wikipedia.org/wiki/Blauroter_Steinsame https://de.wikipedia.org/wiki/Wewelsburg_(Ortschaft)#Geografische_Lage https://de.wikipedia.org/wiki/Alme_(Lippe) http://www.geodienste.bfn.de/schutzgebiete/#?centerX=3475957.389?centerY=5719840.919?scale=10000?layers=516 https://de.wikipedia.org/wiki/Entwaldung#Deutschland https://de.wikipedia.org/wiki/Wewelsburg